Detlef Lieffertz – ein moderner Traditionalist in der Galerie Marcus Diede
Die Galerie Marcus Diede im Weißen Turm in Ahrweiler präsentiert aktuell eine umfangreicher Werkschau des Künstlers Detlef Lieffertz. Lieffertz ist einer der wenigen Pop-Art-Künstler, die es in der DDR gegeben hat. Wobei er über die Grenzen der Pop Art hinausgeht, denn in seiner Kunst spiegeln sich die Phantastischen Realisten der Wiener Schule von Rudolf Hausner bis Wolfgang Hutter genauso wie die legendäre Leipziger Schule. Lieffertz Bildwelt zieht in Manier der Pop-Art-Künstler durch ihre farblich bestechenden Oberflächen an, hält für den Betrachter aber noch mehr Entdeckungsmöglichkeiten bereit. Dabei handelt es sich vor allem um Allegorien, die voller ernstem und oft auch witzig-heiterem Hintersinn stecken. Bei der Verwendung von Allegorie, Symbol und Zeichen mag seine Prägung durch die DDR eine Rolle spielen, wo kritische Wahrheiten oft nur „zwischen den Zeilen“, also zwischen den Bildzeichen versteckt ausgesprochen werden konnten. Dieses Prinzip hat Lieffertz, das zeigen seine Arbeiten im Weißen Turm sehr eindrucksvoll, über die Jahre wunderbar perfektioniert.
Der Künstler, der an der berühmten Kunsthochschule HGB in Leipzig u.a. bei Hartwig Ebersbach studiert hat, zeigt sich im Aufgreifen der Collagetechnik eines Max Ernst als Traditionalist. Die Verwandlung in eine moderne Bildsprache verdankt sich seinem Drang zu Neuem. Über die Stationen Spritzpistole, Kopierer und Digitaldrucker hat er in den Jahren seines Schaffens zur Digigraphie als Ausdrucksmittel gefunden. Wobei Lieffertz trotz aller technischen Möglichkeiten des PC seine digital erzeugten Blätter anschließend mit Malerhand weiterarbeitet. Diese Mischung macht seine Eigenart aus.
Die Galerie Diede im Weißen Turm von Ahrweiler präsentiert auf drei Etagen rund sechzig, meist großformatige Arbeiten des 1949 in Leipzig geborenen Künstlers. Der Galerist hat in den Arbeiten von Lieffertz das Potential für das neue NFT-Universum entdeckt und führt es auf einem Bildschirm in seiner Galerie bei einigen Arbeiten des Künstlers vor. Hier geht es um die Überführung der Bilderfindungen in „Non-Fungible-Token“, das heißt in Bilder, die nur digital existieren, aber exclusiv erworben werden können. In der Galerie ist zu erleben, wie die Modernität des Leipziger Künstlers Detlef Lieffertz seinen Galeristen angeregt hat, mit ihm einen Schritt in die digitale Zukunft zu gehen, die sich in ersten Ansätzen auf dem Kunstmarkt zeigt. - Wie das funktioniert und wie die Bilder von Lieffertz mit ihren farblich eindrucksvollen Oberflächen wirken, erlebt man als Besucher der Ausstellung „Ja, der Frühling“, die bis zum 22. Mai im Weißen Turm in Ahrweiler zu sehen ist.
Michael Hametner