Einsichten
Malerei - Detlef Lieffertz
Gestern durfte ich mit in sein Atelier. Er zeigte mir vielleicht 15 neue Arbeiten, fertig oder im Entstehen. Über seine Arbeitsweise, seine Ästhetik wurde schon viel Gescheites geschrieben und gesagt. Seine Bilder erschließen sich auch mir nicht auf den ersten Blick, ein Allgemeinplatz, der für alle gute Kunst gilt. Vielleicht taucht deswegen nun häufiger ein Bildmotiv bei ihm auf: Gesichter mit vier Augen. Soll vielleicht an den Betrachter appellieren: schau genauer, schau länger, schau doppelt darauf? In seinen Werken stecken keine Rätsel – sie sind voller Geheimnisse.
In seinem Refugium, nahe bei Rochlitz, in einer Landschaft, die er zu recht, die „sächsische Toskana“ nennt, holt er Welt und Weltgeschichte. (Auch Kant vermochte das in seinem, den Zentren der Weltkultur entlegenen Königsberg). Barock- und Renaissancemotive treffen auf Gegenwärtige und eröffnen neue Räume und Bedeutungen. Und immer wieder ist da auch (s)ein Rabelaisisches Kichern aus den Werken zu vernehmen. Er meint es ernst, aber nicht so ernst. Weniger häufig erscheint er selbst, aber er ist (ein weiterer Allgemeinplatz) in jedem Werk anwesend.
Und alles ist Handarbeit, der Vorwurf „Computerkunst“ ärgert, schmerzt ihn; Montagen und Collagen in der Tradition von Heartfield (um nur einen zu nennen), natürlich unter Zunahme heutiger Techniken.
Zu dieser Werkschau seiner Bilder müssen hinzugedacht werden seine Installationen und Plastiken in öffentlichen Räumen, seine Raumgestaltungen für Cafes, Kneipen, Theater, Museen.
Wir verlassen das Atelier und ich bin, seit einem Jahr über zwei Theaterstücken brütend, neidisch auf die Produktivität des fünf Jahre älteren.
Ralph Oehme